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Freitag, 19. Dezember 2014

"little worlds"

Vor ein paar Tagen habe ich mich dazu entschlossen wieder ein Fitnessstudio aufzusuchen. Der Grund dafür ist ganz einfach: Ich bin gerne unter Menschen. Der Grund kann aber auch schlicht und ergreifend gesundheitlicher Natur sein. Ehrlich gesagt, liegt es vermutlich ehr darin begründet. Doch schon beim zweiten Besuch des Studios stellte ich fest, wie gut es ist, andere Menschen dort zu treffen.
Wobei, Menschen zu "treffen" ist vermutlich ein wenig übertrieben. Genau genommen "sieht" man sich dort. Während ich auf dem Crosstrainer stand, viel mehr nämlich auf, dass jeder der in das Fitnessstudio eincheckte sein Handy in der Hand hatte und in die Umkleide ging. Wer aus der Umkleide kam, stellte noch schnell den passenden Song ein, um beim Aufwärmen die richtige Musik zu hören. Wer in den Kraftbereich ging, musste dies vermutlich noch auf Facebook posten. Ein "Wir" oder ein "gemeinsam" war nicht zu spüren. Unterschiedliche kleine Welten in einem Raum. Die eine Welt hat mit der anderen Welt nichts zu tun, sie ist isoliert von der anderen und scheint auch nicht die Absicht zu haben, in dieser Zeit von den anderen Welten etwas zu erfahren. Dabei gibt es doch nur diese eine Wirklichkeit, diese EINE Welt, diesen EINEN Kontext in dem sich die Menschheit "trifft". Und dennoch kann es sein, dass ein System innerhalb dieser EINEN Wirklichkeit den Menschen in eine isolierte eigene Welt sperrt. Ähnlich erlebt man es in einer Wartehalle z.B. am Flughafen, beim Arzt, bei der KFZ-Zulassungsstelle, dem Finanzamt oder schlicht auf dem Schulhof oder nach dem Gottesdienst.
Die Inkarnation (Menschwerdung) Jesu (vgl. Joh 1,14) demonstriert ein Gegenkonzept einer solchen entkörperlichten (exkarnierten) Art und Weise des menschlichen Lebens. Ein Gott der sich entscheidet Teil dieser EINEN Welt zu werden. Bewusst. Es ist ein Gott der in das Leben der Menschen eintaucht. Bewusst. Ein Gott der das Leben der Menschen teilt. Bewusst. Ein Gott der sich für das Leben Einzelner interessiert. Bewusst. Ein Gott der das EINE Leben wählte und in seiner ganzen Lebenszeit ein Beispiel gab, was es bedeutet wahrer Mensch in diesem EINEN Leben zu sein. In einer Welt, in der das bewusste leben mit der einen Wirklichkeit immer mehr an Bedeutung verliert, muss die christliche Gemeinde ihre Aufgabe als Kontrastgesellschaft erkennen: "(...) the Christian community could reveal to the world around us what a truly earthed, communal, relational, embodied experience of life can be like." (Frost 2014:26)
Ein Leben das sich inkarniert, anstatt ein dualistisches Modell von Spiritualität -/- Welt scheint mir für die Zukunft von Bedeutung zu sein. Ein Glaube, der in der Geschichte erfahrbar wird und den Inhalt des Evangeliums mit der Wirklichkeit in Verbindung setzt. Ein Glaube der sich nicht isoliert, sondern das Menschsein innerhalb der einen Wirklichkeit sucht. Bewusst!

Frost, Michael 2014: Incarnate. IVP.

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