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Freitag, 26. Dezember 2014

Theologie der Genügsamkeit Teil 2: Vielleicht ist es endlich mal genug!

In meinem letzten Post habe ich die Frage gestellt: "Wann ist genug, genug?" und wie können wir in einer Konsumgesellschaft zu einem genügsamen Leben kommen? In den letzten Tagen wurde mir deutlich, dass dieses Thema nicht so schnell zu bearbeiten ist und dass nicht jeder, der sich als "genügsam" beschreiben würde wirklich "genügsam" ist, weil wir doch alle Teil einer Gesellschaft sind, die uns geprägt und in einer gewissen Weise sozialisiert hat. Nun bin ich kein Soziologe und es soll bei meinen Post auch nicht um sozialwissenschaftliche Beiträge gehen. Ich bin Theologe und als solcher Teil dieser Gesellschaft der seine Fragen hat und auf der Suche nach einer theologischen Antwort ist. Dennoch möchte ich hier auf das Buch von Beate Krais und Gunter Gebauer "Habitus" verweisen, dass mich sehr inspirierte und auf die Komplexität gesellschaftlicher Strukturen und Gewohnheiten hinwies. 

Wann ist genug, genug? Vielleicht ist es endlich mal genug damit, dass der Mensch sich von der Konsumgesellschaft her bestimmen lässt. Vielleicht ist es mal genug damit, dass wir uns nur mangelhaft mit der Problematik auseinandersetzen und zudem der Konsumgesellschaft gestatten jede freie Minute unseres Lebens mit neuen Informationen zu füllen, wie der polnisch-britische Soziologe und Philosoph Zygmunt Baumann in seinem Buch "Leben als Konsum" (original: Consuming Life) feststellt:
Im unbarmherzigen Wettbewerb um die knappste aller knappen Ressourcen (...) suchen die Anbieter potenzieller Konsumgüter, einschließlich der Informationslieferanten, verzweifelt nach jenen noch unbearbeiteten Zeitfenstern der Konsumenten, nach den kleinsten Pausen zwischen Augenblicken des Konsums, (...) (2009:56)
Das Bewusstsein darüber ist ein wichtiger Aspekt auf dem Weg zu einem "genügsamen" Leben. Denn als Teil dieser Konsumgesellschaft ist das "erkennen" wie unsere Gesellschaft funktioniert und steuert gar nicht so einfach. Es ist von Bedeutung, dass der Mensch sich die  Pausen im Leben beibehält, bzw. sie sich neu schafft, damit er Zeit für Reflexion und Regeneration hat.
Wenn Wachsende Mengen an Informationen mit steigender Geschwindigkeit verteilt werden, wird es immer schwieriger, Erzählungen, Ordnungen und Abfolgen von Entwicklungen zu schaffen. Die Bruchstücke drohen die Herrschaft zu erlangen. Das hat weitreichende Folgen für unser Verhältnis zum Wissen, zur Arbeit und zum Lebensstil. (2009:57)
Dies scheint mir besonders wichtig und doch am knappsten zu sein. Wir brauchen mehr Freiräume für Erzählungen und das Betrachten von Entwicklungen innerhalb unseres persönlichen Lebens, aber auch als Gesellschaft. Wir brauchen Platz für Erzählungen, Gottes Erzählungen, damit eine neue Story geschrieben werden kann.
Aber in einer konsumorientierten Gesellschaft, denn so ist sie (sind wir) nunmal strukturiert, wird dies nur begrenzt möglich sein. Des Menschen Lebensstil ist (unbewusst) gestaltet bei einem um den Konsum herum aufgebauten Systems aus dem es unmöglich erscheint als Teil des Systems auszusteigen. Anyway...

Als Christ möchte ich entdecken, wie ich innerhalb dieser einen Wirklichkeit die mir im Hier und Jetzt, innerhalb einer konsumorientierten Gesellschaft begegnet einen genügsamen Lebensstil zu entwickelt. Paulus schreibt:
Ich sage das nicht, weil ich Mangel leide; denn ich habe gelernt, mir genügen zu lassen, wie's mir auch geht. Ich kann niedrig sein und kann hoch sein; mir ist alles und jedes vertraut: beides, satt sein und hungern, beides, Überfluß haben und Mangel leiden; ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht. (Philipper 4,11-13)
Ich bin mir sicher, dass Paulus "Freiräume" und genügend Zeit zur Reflexion hatte, wie er es uns auch in schriftlicher Form zeigt. Wir dürfen uns nicht leben lassen, sondern umgekehrt innerhalb einer Konsumgesellschaft eine alternative aufzeigen (gestalten), die wiederum als Quelle nur Gott selbst haben kann. 

Dies hat aber sicher auch seinen Preis.



Quellen

Baumann, Zygmunt 2009. Leben als Konsum. Hamburg: Hamburger.


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