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Sonntag, 21. Dezember 2014

Theologie der Genügsamkeit Teil 1: Einführung

Seit längerem habe ich den Wunsch eine ernsthafte Auseinandersetzung mit einer "Theologie der Genügsamkeit" zu suchen. Dahinter stecken ersthafte Fragen an das Leben, an die Gesellschaft, an die Politik und an meine eigenen Vorstellungen. Wann ist genug, genug? Wann sollte ich mich mit dem zufrieden geben, was ich habe? Und in wieweit beeinflusst diese Thematik unsere Gesellschaft, unsere Ökonomie und unsere Vorstellungen vom Leben und dem Menschsein im Allgemeinen?
Wir leben in einer Welt, in der uns schlicht gesagt weisgemacht werden soll: Es geht mehr! Es ist ganz egal, ob ich durch die Supermärkte gehe oder die Medien einschalte. Der Konsumismus sagt: Versuche mal was anderes. Es gibt mehr. Das war noch nicht alles. Koste das Leben aus, denn es gibt immer wieder was Neues. Folge: Unzufriedenheit. Der Mensch wird (bewusst) an den Punkt gebracht, dass er meint mehr zu benötigen. Das alte iPhone war eigentlich in Ordnung, aber genug ist es nicht. Der Konsument braucht nun das neueste iPhone, denn es kann jetzt noch mehr. Ich habe das mehr zwar bei dem alten iPhone nicht gebraucht, und habe mir bisher auch noch keine Gedanken darüber gemacht, - aber wenn es jetzt mehr kann, dann will ich auch mehr haben! War das alte nicht genug? War es nicht gut genug? Bei der informellen Beschäftigung mit diesem Thema bin ich über ein Vers der Bibel gestolpert, der mich stark zum Nachdenken herausgefordert hat:
Bewahre mich davor, andere zu belügen und zu betrügen. Und lass mich weder arm noch reich werden, sondern gib mir gerade so viel, wie ich brauche. (NLB, Sprüche 30,8)
Ich glaube, dass dieser Vers uns heute mehr denn je herausfordert. Wer oder was vermag darüber zu urteilen wie viel für mich genug ist und was nicht? Wer beurteilt was ich benötige? Und ist das in Zeiten der Individualisierung überhaupt möglich, oder geschweige denn erlaubt? Ich bin doch mein eigener Chef!
Aber vielleicht stimmt es ja wirklich! Vielleicht fordert uns der Vers im heutigen 21. Jahrhundert mehr heraus als wir denken. Denn neueste Studien (u.a. siehe Artikel: Überfluss in Supermärkten) zeigen, dass die rießen Auswahl in Supermärkten und der in unserem Land vorzufindende Wohlstand, sowie der Luxus einer nie endenden Auswahl und Neuerscheinungen, die Menschheit doch nicht so glücklich macht wie zuerst gedacht. Wir sind Teil eines Systems und es ist an der Zeit, dass wir uns darin wieder neu verstehen lernen, um zu dem Leben zu gelangen, wie Gott es sich gedacht hat.
Vielleicht fordert uns der Vers mehr denn je heraus, weil wir bei der ernsthaften Beschäftigung mit dieser Thematik Ernüchterung, Korrektur und eine neue Sicht der Dinge entdecken werden.
Natürlich ist in der Bibel vom Reichen und dessen Notwendigkeit zur Großzügigkeit die Rede (1. Tim 6,18). Der Umgang mit diesen Gaben sollte ein wichtiger Bestandteil der christlichen Lehre in einer Gemeinde sein, weil der Wunsch "reich" zu sein zur Gefahr werden kann (1. Tim 6,9). Die Gefahr besteht, dass wir unseren Wohlstand damit rechtfertigen und uns nicht ernsthaft mit der prophetischen Stimme der Bibel auseinandersetzen. Mir ist bewusst, dass eine "Theologie der Genügsamkeit" sensible Aspekte beinhaltet und nicht durch schwarz/weiß Ausführungen darzustellen ist. Dies ist aber kein Grund die Herausforderung "Grundzüge zu einer Theologie der Genügsamkeit" zu erarbeiten und anzufangen es für unsere heutigen Zeit zu übertragen abzulehnen.

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