Es entsteht schnell der Eindruck eines wissenschaftlichen Chaos, in welchem unterschiedliche Prämissen, Methoden und literargeschichtliche Rekonstruktionen aufeinanderprallen, sodass die Frage nach einem neuen Konsens weiterhin negativ beantwortet werden muss. RÖMER 2013:3Es ist nicht verwunderlich, dass "kritische" Forscher die Theorie von J. Wellhausen verlassen und in Bezug auf die Textinterpretation völlig andere Wege gehen (Zenger 1982:254). Anstatt einen analytischen Ansatz anzuwenden ist in der Literaturwissenschaft mehr ein holistischer Ansatz zur Grundlage gemacht worden. J. Pedersen hat versucht darauf hinzuweisen, dass die hebräische Art und Weise "Geschichte zu Erzählen" ("Telling Stories") eine andere ist wie die unsere und deshalb in der Erforschung der Texte berücksichtigt werden muss. Mit R. Rendtorff, B. Childs, R. Alter und G. Fischer wurden seit den 70 `er Jahren der Fokus auf die vorliegende Endgestalt gelegt. Der Text wie er uns vorliegt, wird als Ausgangspunkt der Textinterpretation gemacht (1938 hat G. von Rad darauf hingewiesen, dass bis dato die `Letztgestalt` nicht zum Ausgangspunkt gemacht wurde). Shimon Bar- Efrat hat auf die Besonderheiten von Erzählungen hingewiesen und dies in seinem philologisch-narratologischen Kommentar konsequent auf das Samuelbuch angewandt. Es gibt viele Beispiele von exegetischen Kommentaren, die auf dem literaturwissenschaftlichen Paradigma versuchen die Texte auszulegen und für die heutige Gegenwart anzuwenden. So versucht z.B. Utzschneider und Oswald in ihrem Kommentar zu Exodus 1-15 die Verbindung zwischen einer diachronen und synchronen Exegese herzustellen. G. Fischer und D. Markle gehen in ihrem Kommentar ebenfalls von dem Endtext aus. Zudem gibt es weitere Studien die sich mit dem Aufbau der Texte und ihrer Struktur auseinandersetzen. So sind konzentrische Strukturen (wie u.a. im Buch Ruth und Esther) ein wichtiger Hinweis auf die Intension des vorliegenden Buches. Anstatt also biblische Texte in kleinste Abschnitte zu zerteilen wird neuerdings wieder auf die vorliegende Gestalt verwiesen. Wenn wir ehrlich sind, hat die bisherige Erforschung des Pentateuchs keine wirklich zufrieden stellenden Antworten gefunden. Es scheint so als würde eine Theorie die andere jagen und mit immer wieder neuen Thesen versucht die Jagt aufrechtzuerhalten.
Ich denke, dass die Literaturwissenschaft (u.a. synchrone Lesart, philologisch-narratologische und kanonische Studien) ein wichtiger Schritt ist, um einen Ausweg aus dem wissenschaftlichen Chaos zu finden und um die Texte des Pentateuchs in Beziehung zur gegenwärtigen Realität zu setzen.
Quellen (u.a.):
Zenger, Erich 1982. Auf der Suche nach einem Weg aus der Pentateuchkrise. In: Theologische Revue (78). Münster: Aschendorfsche.
Römer, Thomas 2013. Zwischen Urkunden, Fragmenten und Ergänzungen: Zum Stand der Pentateuchforschung. In: ZAW (125).
Houtman, Cees 1994. Der Pentateuch: Die Geschichte seiner Erforschung neben einer Auswertung. Kampen: Pharos.
Pedersen, Johs. [1926] 1959. Israel: Its Life and Culture I-II. London: Oxford University.
Pedersen, Johs. [1940] 1959. Israel: Its Life and Culture III-IV. London: Oxford University.
Römer, Thomas 2013. Zwischen Urkunden, Fragmenten und Ergänzungen: Zum Stand der Pentateuchforschung. In: ZAW (125).
Houtman, Cees 1994. Der Pentateuch: Die Geschichte seiner Erforschung neben einer Auswertung. Kampen: Pharos.
Pedersen, Johs. [1926] 1959. Israel: Its Life and Culture I-II. London: Oxford University.
Pedersen, Johs. [1940] 1959. Israel: Its Life and Culture III-IV. London: Oxford University.
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