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Freitag, 17. Juli 2015

Gott dienen - Eine einzigartige Chance!


Du stehst in den Startlöchern und wartest nur darauf für Gott voll durchzustarten? Du suchst die passende Gelegenheit dies mal zu tun? Dann habe ich hier die optimale Möglichkeit für dich. Diene Gott doch an dem Punkt wo du gerade stehst! 
Vielleicht bist du jetzt enttäuscht. Vielleicht hast du dir was anderes vorstellt, als du den Link zu meinem Blog angeklickt und geöffnet hast. Vielleicht hast du dir jetzt ein exotisches Abenteuer, eine Herausforderung oder das "Life-experience" schlechthin versprochen. Wenn wir aber mal in uns gehen und durch die Brille der Mission Gottes diesen Gedanken betrachten, ist das aber gar nicht so weit davon entfernt. 
Wir hatten schon oft Gespräche (und die Tage erst eine Telefonat), wo unser Gegenüber der Meinung war, dass ein "geistlicher" Beruf der Ort ist um Gott wirklich zu dienen. Die Berufe, die nicht unter dem geistlichen Deckmantel laufen, sind daher weniger "dienlich"? Gibt es Berufe die also mehr dafür geeignet sind, wenn ich mich entscheide Gott zu dienen?
Damit habe ich persönlich so meine Probleme. Wir folgen, wie mein Kollege Björn jetzt sagen würde, dem einen Gott in der einen Welt - also einem Gott der überall in dieser Welt bereits präsent und am handeln ist. Wir folgen einem Gott, der sich entschieden hat im profan zu sein, an Orten an denen wir es nicht meinen. Aber über die Zeit hinweg haben wir es geschafft, dass wir anscheinend irgendwelche Momente oder Situationen brauchen, um Gott besonders zu "spüren" oder zu erleben. Und dies gilt oft auch für unsere beruflichen Entscheidungen. Wie oft habe ich gehört: "Na als Hauptamtlicher kannst du Gott ja ganz anders und intensiver dienen, als die die einen normalen Beruft haben!" Gott ist in dem "Normalen", profanen, alltäglichen, langweiligen, "unchristlichen" und all zu oft stressigen Situationen unseres Lebens. Und es ist schwer zu glauben, dass Gott mit mir an diesen Orten etwas bewegen und verändern möchte.
Lieber fahren wir auf Kurzzeiteinsätze, evangelistische Aktionen oder irgendwelche Konferenzen, wo wir für den Plan Gottes motiviert werden und applaudieren, wenn wir hören dass Gott Neues Leben in unserer Zeit schenken möchte. Aber glauben wir, dass es an den Orten geschieht wo wir Tag für Tag unser Leben verbringen? Glauben wir, dass diese Veränderung in Europa, in Deutschland in meiner Stadt dort beginnt, wo ich bewusst in der Mission Gottes und unter seiner Herrschaft lebe und agiere? Warum brauchen wir diese Kicks? Diese Highlights? Und warum fällt es uns so sehr schwer unseren Alltag zu "heiligen" ihm zu geben und zu glauben, dass dieser Alltag Gottes missionales Spielfeld ist?
Es ist nicht grundsätzlich etwas falsch an diesen Aktionen. Es darf auch Highlights in unserem Leben geben. Manchmal schenkt uns Gott diese auch, damit wir uns daran erinnern. Schwierig ist es nur, wenn sie ein Ersatz werden und ein dualistisches Verständnis verursachen. Es ist enorm wichtig zu wissen, dass Gottes Mission und die erwartete Veränderung im Hier und Jetzt stattfindet. In meinem ganz "normalen" Alltag und gewöhnlichen Leben. In meiner Nachbarschaft, meinem Beruf, meinem Engagement in Vereinen, meinem Urlaub und beim Abfeiern bei der Abifete. Es gibt kein Ort an dem Gott nicht wäre. Es gibt kein Ort, wo die Mission Gottes nicht etwas bewegen will. Es gibt kein Ort, wo mir dieses Abenteuer nicht begegnet.
Dies erinnert mich an meine Anfänge mit Jesus als ich bei den JesusFreaks war. Ob in der Diskothek, im McDonalds, in der Werkstatt in der ich gelernt habe oder beim Abhängen mit meinen Schulkollegen - wir versuchten die Wirklichkeit in der wir lebten mit Gott in Verbindung zu bringen und fragten uns: "Mal sehen was Gott heute/hier vorhat!" Nicht immer gab es eine Antwort, aber öfters die Erfahrung: Gott ist schon da und er ist am handeln.
Du suchst dieses Abenteuer? Eine Herausforderung? Du willst Gott mal so richtig dienen? Dann leg doch los - es (er) hat schon längst begonnen!

Freitag, 10. Juli 2015

Exkarnation vs. Inkarnation - Glaube mitten im Leben

Vor einiger Zeit habe ich mir das Buch von Gerhard Lohfink "Wie hat Jesus Gemeinde gewollt? Kirche im Kontrast" gekauft, indem er fragt, ob die christlichen Gemeinden wirklich Orte sind, an denen eine alternative Gesellschaftsgestalt sichtbar wird (Lohfink 2015:39). Damit fordert er die Gemeinde von heute stark heraus und verweist auf die Problematik des religiösen Individualismus. Ähnlich sprach schon Moltmann in seiner Theologie der Hoffnung von einem cultus privatus (Moltmann 1965:286). Moltmann schreibt:
Aus "Religion" wird im Laufe des 19. Jahrhunderts die Religiösität des Individuum, Privatheit, Innerlichkeit, Erbaulichkeit.  MOLTMANN 1965:286
In einer Welt die immer schnelllebiger, komplexer und herausfordernder wird, scheint sich die Lage zugespitzt zu haben. Wir sind froh, wenn uns neben allen beruflichen und privaten Terminen der Gottesdienst als Ruhepohl noch bleibt. Kontakte zu Nachbarn, Kollegen, zu dem in sein Buch vertieften Mann im Zug, den Flüchtlingen in der Stadt und anderen Menschen in unserem Umfeld sind schier unmöglich. 
Frost beschreibt in seinem Buch "Incarnate" dieses Phänomen als Exkarnation und stellt es dem biblischen Bild der Inkarnation gegenüber. Gott kommt in Jesus in diese Welt und wird Mensch (Inkarnation = Menschwerdung) und taucht in diese Kultur ein (Joh 1,14), wird Teil eines Dorfes und die Menschen kennen ihn (Mt 13,55). Er wird als Fresser und Säufer bezeichnet (Mt 11,19) und hat Gemeinschaft mit den Sündern (Mk 2,15). Exkarnation hingegen beschreibt neben der allgemein immer mehr zunehmenden Distanz des Menschen vom Anderen, den geistlichen Dualismus von Spiritualität - Welt. Frost schreibt: "Dualism is the philosophical foundation of excarnation." Spiritualität bezieht sich auf meine persönliche Beziehung zu Gott und die Welt in der wir Leben. Sie ist vergänglich, so dass eine Trennung zwischen Spiritualität und Welt entsteht. Exkarnation beschreibt die Loslösung und Entkörperung (out-of-body) des christlichen Glaubens aus der Welt in der wir leben. Dabei hat der Glaube mit der realen Welt mehr zu tun als wir glauben. Im jüdischen Denken existiert nicht solch ein Dualismus. Der Alltag wurde geheiligt und alle Dinge gehörten im jüdischen Verständnis unter die Herrschaft Gottes. Dieses jüdische Verständnis ist essenziell für unser Verständnis von Spiritualität und der Bedeutung des Volkes Gottes in dieser Welt, welches bis ins Neue Testament grundlegend ist.
(...) but we need to bear in mind the purpose for which the New Testament was written: to equip us to continue the apostolic witness that brought us into being as the church of Jesus. In that respect, devotional study is good insofar as it deepens our connection to Jesus, but it is an incomplete study of God`s Word if it does`t produce greater faithfulness and service in the real world.  FROST 2014:198
Sind unsere Gemeinden ein Ort an denen eine alternative Gesellschaftsgestalt sichtbar wird? Verstehen wir die Schrift als die Antwort Gottes, wie sich die Mission Gottes ausbreitet - sprich - wie Gott seine Geschichte weiterschreibt und für diesen Plan seine Gemeinde zurüstet, müssen wir unser Leben und unseren Glauben auch im Kontext der Mission Gottes verstehen, wodurch dieser im Hier und Jetzt erfahrbar wird und Gestalt annimmt.
Möchte ich bewusst leben, indem ich mir Zeit nehme meinem Gegenüber zu begegnen, eine Chipspackung zu essen und über Gott und die Welt zu reden? Ich denke es ist unsere Aufgabe als Gemeinde, die Nöte und den Bedarf unserer Städte zu kennen und das Leben unseres Umfeldes mitzugestalten und Räume zu schaffen in denen die Menschen eine alternative Gesellschaftsgestalt erfahren und von der Liebe Gottes hören. Die Flüchtlingsproblematik in Deutschland ist ein Beispiel, wo Gottes Volk eine alternative vorleben und so Licht und Salz im Hier und Jetzt sein kann. Anstatt zu bewahren was man hat und vor Angst der Überforderung sich der Welt zu "entziehen" (Exkarnation) sollte das Volk Gottes aktiv und in ihrem Maß Wege suchen, die Welt zu gestalten und in die Kultur einzutauchen (Inkarnation). Wir brauchen Mut und die Bereitschaft die Hoffnung an die wir glauben mitten in dieser Welt Ausdruck zu verleihen.
What ever you think you can do or believe you can do, begin it. Action has magic, grace and power in it.  FROST 2014:73



Frost, Michael 2014. Incarnate. the body of Christ in an age of disengagement. Illinois: IVP
Moltmann, Jürgen 1965. Theologie der Hoffnung. München: Kaiser.
Lohfink, Gerhard 2015. Wie hat Jesus Gemeinde gewollt? Kirche im Kontrast. Stuttgart: kbw