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Samstag, 9. Januar 2016

Wo gehen wir hin und wer werden wir sein? Gedanken zu den aktuellen Entwicklungen

Es scheint mir so, als ob unsere Gesellschaft eine der entscheidensten Veränderung seit langem erlebt. Eine Zeit die uns enorm herausfordert uns selbst zu finden und zu verstehen. Ich bin 32 Jahre alt und glaube die erste und wichtigste gesellschaftliche Veränderung mitzuerleben. Und die Frage ist: Was wird sie mit uns machen?
Im Internet kreisen Artikel und Einträge rund um die Themen Homosexualität, Fremdenfeindlichkeit, Sexismus und Extremismus, - und ich frage mich, in welch einer Welt werden meine Kinder aufwachsen? Jedenfalls nicht in der Welt, die ich bisher gekannt habe. Einer Welt in der alles in Ordnung zu sein schien. Beziehungsweise einer Welt, einer Gesellschaft, die sehr autonom entwickeln konnte. Die Zeiten scheinen vorbei zu sein, wenn ich die Medien betrachte und in den Straßen unseres Landes spazieren gehe. Und ich frage mich, wer werden wir sein? All diese Veränderungen führen uns zu dem Punkt, dass wir nicht weiter mit plumpen Antworten und starren Meinungen weiterkommen werden, wie zum Beispiel zum Thema der Homosexualität und der Gleichberechtigung von Mann und Frau in unserer Gesellschaft. Auch als konservative brauchen wir den Mut und die Bereitschaft einen langen Weg in diesen Themen zu gehen. Es wird nicht länger funktionieren zurück zu blicken und das alte bewahren zu wollen. Vielmehr müssen wir das Neue erkennen, verstehen und eine lernende Gesellschaft werden. Dies scheint mir der momentan einzigste gangbare Weg zu sein. Dies gemeinsam mit anderen Kulturen zu tun, anstatt Fremdenfeindlichkeit zuzulassen und zu tolerieren ist Segen und verändert unsere Welt. Es ist die Frage wer wir sein werden? Was wird unsere Identität sein? Wenn ich so manche Statements im Internet lese, stimme ich Richard Rohr zu wenn er schreibt:

Es scheint, dass wir schneller eine negative Identität finden können, als gänzlich ohne Identität auszukommen. (Rohr 2012:98)
Ich hoffe sehnlichst, dass wir eine Reise zu uns selbst wagen, die die anderen im Blick hat um so eine gemeinsame Gesellschaft zu werden. Das gilt auch uns Christen die sich in all dem entdecken und verstehen müssen. Die Gesellschaft wie wir sie kennen wird nicht mehr existieren und wir müssen uns zwangsläufig mit anhaltenden starken Veränderungen auseinandersetzen. Meiner Überzeugung nach ist es in solchen Zeiten wichtig, dass wir zusammenrücken, anstatt Grenzen zu ziehen. Die Kirchen unseres Landes, seien sie landes- oder freikirchlich, müssen sich mit einer internen Wachstumskrise auseinandersetzen. Wir brauchen uns diesbezüglich nichts vormachen oder schönreden und viele Gemeinschaften und Verbände versuchen auf diese Krise eine Antwort zu finden. In diesen Zeiten brauchen wir Teams, keine Spaltungen. Wir brauchen vereinte Kräfte, keine Macht und Streitkämpfe. Nach meiner Meinung ist der Weg Jesu ein anderer als ich es bisher durch Social-Media und andere Medien und Zeitschriften erlebe.
Wenn Gott oder Jesus nicht gehässig, gewalttätig, strafend, peinigend oder rachsüchtig ist, dann ist auch uns jede Entschuldigung dafür genommen. (Rohr 2012:100)
Worauf möchten wir aufbauen? Ich wünsche mir sehnlichst, dass wir uns auf den Wandel unserer Gesellschaft einlassen und gemeinsam lernen ohne fertige Antworten vorauszusetzen. Dies bedeutet auch ein gesundes Maß an Selbstkritik. Wir müssen als Kirche die Bereitschaft haben Gottes Maßstäbe für unsere Gesellschaft mit der Zeit zu verstehen und zu leben und Korrekturen auf unsere Reise einzubauen. Das kann aber nicht darin bestehen, starre Dogmen als Mauern zu errichten, sondern fragend vor Gott sie in die Gesellschaft zu tragen. Wenn wir uns nicht auf diesem Wandel einstellen und nicht bereit sind zu einem Abstieg und zur wirklichen Demut, wir das kommende Jahrhundert vor dem wird stehen, für uns ziemlich unerfreulich werden. 
Man kann nur auf das Leben aufbauen und auf etwas, wofür man steht, nicht auf etwas, gegen das man ist. (Rohr 2012:62)
Diese in diese Gesellschaft tragende, geduldige und demütige Haltung ist bereits ein Akt der Mission, der wie auch an anderen Stellen einen nötigen Wechsel im Missionsverständnis fordert. Dort wo wir anfangen mit unserer Kultur zu interagieren und fragend vor Gott diese Fragen bewegen, berührt sich Gesellschaft und Evangelium. Wenn wir dies als vereinte öffentliche Kirche tun und laut das Evangelium in die Gesellschaft sprechen, glaube ich sind wir ein Licht in einer gespaltenen Gesellschaft.