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Sonntag, 23. August 2015

Einwanderung in Deutschland: Lernende Gesellschaft, zukunftsfähige Gesellschaft?

Ich glaube jetzt ist die Zeit, dass wir uns als Gesellschaft als eine lernende Gesellschaft verstehen. Wir können nicht die Augen vor all dem Leid verschließen. Wir können nicht einfach zuschauen, wie andere ihre Verwandtschaft und ihr Zuhause verlieren, um den Tode ringen, flüchten, heimatlos sind und ihr Leben riskieren um eventuell lebend über das Wasser zu kommen. Wir können nicht einfach zu sehen und meinen, dass es wichtiger ist unseren eigenen Garten zu bebauen und zu bewahren, anstatt unser Hab und Gut mit anderen zu teilen. Wir müssen heute verstehen, dass es ausnahmsweise mal nicht um uns geht! Hinter all dem Leid stehen Menschen, Kinder, Familien. Menschen die das Leben ebenso verdient haben wie wir. Es geht ausnahmsweise mal nicht um uns, sondern um den Anderen, bzw. es geht in der ganzen Diskussion, in der ganzen Dramatik und den damit verbundenen Entwicklungen um die Menschheit und die Zukunft einer Gesellschaft die die Menschen in den Krisengebieten mit Werten, Wohlstand und Zukunft verbinden. Wir sollten uns geehrt fühlen, dass Menschen mit unserem Land positive Dinge verbinden die sie veranlassen diese riskanten Reisen über das Wasser zu riskieren und ich hoffe, dass wir ihnen auch diese Dinge vorleben, wenn sie in unserem Land ankommen. Ich möchte nicht über die Dinge schreiben, die zurecht bereits kritisiert und verurteilt werden (z.B. brennende Flüchtlingsheime, Demonstrationen wie in Freital und Hassäußeren in sozialen Medien). Ich bin an Lösungen interessiert, auch wenn ich noch nicht weiß wie diese aussehen.
Ich verschweige nicht, dass es es tatsächlich um eine große Zahl an Asylbewerber geht und dass dies politisch keine einfache Sache ist. Klar ist auch, dass Deutschland nicht alle aufnehmen kann und dass dies ein schwerer Prozess ist. Aber dennoch wird uns dieses Thema in den nächsten Jahren unmittelbar betreffen und wir können nicht so einfach davor weglaufen. Es wird Thema bleiben. Menschen werden nach Deutschland kommen und ich hoffe, dass wir in Zukunft dafür bekannt sind, wofür wir sind und nicht wogegen wir sind. "Die Würde des Menschen ist unantastbar." Wir sind für das Leben und die Gleichberechtigung eines jeden Menschen. Ich möchte, dass wir dafür bekannt sind. Ich möchte, dass die Menschen die heute über das Meer fahren in einigen Jahren sagen:
Ich kam nach Deutschland und ich traf auf Menschen mit ausgebreiteten Armen!
Ich kam nach Deutschland fühlte mich angenommen und ich fand ein Zuhause!
Ich kam nach Deutschland und fand Trost und Hoffnung!

Wir können nicht darauf warten, dass die Politik heute DIE Lösung hat. Wir können nicht der Politik allein die Verantwortung geben. Diese Verantwortung muss geteilt werden und jeder Bürger dieses Landes ist Teil der Lösung.
Es ist ein unangenehmes Gefühl zu wissen, dass auch wir als Bürger ganz praktisch gefragt sind. Denn nun realisieren wir, dass wir nicht mehr nur für uns leben können, sondern dass wir unser Leben als Teil eines gesellschaftlich brisanten Thema denken müssen.

Eine lernende Gesellschaft

So oder so, müssen wir uns als eine lernende Gesellschaft in diesem Thema verstehen. Es ist eine Chance, dass wir unsere Werte nun leben und demonstrieren können wie wir selbst behandelt werden möchten, wenn wir in dieser Situation währen. Jede neue Herausforderung ist für eine Gesellschaft eine Chance zu lernen und sich so weiterzuentwickeln. Wenn es auch so aussieht, dass es am Anfang nicht um uns geht, geht es in diesen ganzen Entwicklungen doch auch irgendwie um uns. Es ist die Chance als Gesellschaft, als Menschheit, zu lernen was es bedeutet wahrer Mensch in einer zerbrochenen Welt zu sein. Wie Martin Buber sagte: "Der Mensch wird am Du zum Ich."
Anstatt wie kleine Kinder "Hausaufgaben" als "doof" und "belastend" zu deklarieren, sollten wir darin das Potenzial erkennen uns weiterzuentwickeln. Wir müssen unsere Hausaufgaben machen, um am Ende was Geniales zu erschaffen. Dies geht nur, wenn wir uns als Lernende verstehen, anstatt der Lehrerin erklären zu wollen warum man den Test versaut, oder der Hund die Hausaufgaben gefressen hat. Und all dies nur, weil es uns wichtiger war unser eigenes Interesse zu verfolgen?

Eine zukunftsfähige Gesellschaft

Nur wenn wir als eine lernende Gesellschaft den Herausforderungen des Heute begegnen, werden wir eine Gesellschaft sein, die gemeinsam die Zukunft gestalten kann, weil sie durch die Herausforderung über sich hinausgewachsen ist. Kinder lernen durch neue Herausforderungen. Sie eigenen sich neue Kompetenzen an. Menschen die das erste mal Leitungsfunktion in einem Unternehmen annehmen, werden durch diese neue Herausforderung darin wachsen und etwas außergewöhnliches leisten können. Ich glaube, dass eine lernende Gesellschaft in diesen Herausforderungen ebenso sich entwickeln und über sich hinauswachsen kann. Eine lernende Gesellschaft ist in der Lage was außergewöhnliches zu produzieren und kann somit ein Licht sein für alle anderen Gesellschaften die mit den gleichen Herausforderungen bereits ringen oder in naher Zukunft gleicherweise damit konfrontiert werden.

Ich glaube wir brauchen eine Bewegung, von Bürger und Bürgerinnen, die sich dadurch auszeichnet dass sie als Lernende praktisch Verantwortung übernehmen und durch kleine Schritte über sich hinaus wachsen und in diesem Land etwas Geniales erschaffen.



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Mittwoch, 12. August 2015

Wohin in der Pentateuchforschung?

Wie lesen wir die Texte des Alten Testaments? Mit welcher exegetischen Prämisse gehen wir an den Text heran? In den theologischen Fakultäten und Universitäten ist die historisch-kritische Methode seit langem wissenschaftlicher Standard. Besonders in der Pentateuchforschung ist u.a. durch J. Wellhausen, H. Gunkel, A. Alt und vielen anderen Theologen die Entstehungsgeschichte des Alten Testaments und die Religionsgeschichte Israels zur wesentlichen Disziplin geworden. Man beschäftigt sich mit der Herkunft der Texte, sowie ihrem "Sitz im Leben" in der Geschichte und Kultur Israels. Man versucht die einzelnen voneinander getrennten Textabschnitte zu identifizieren und den Quellen zuzuordnen. Aber in wie weit hat diese Methode für das Verständnis des Alten Testaments beigetragen? Hat diese Forschungsmethode für die Laien und deren Praxis die Texte relevant machen können? Thomas Römer schreibt in seinem Artikel Zwischen Urkunden, Fragmenten und Ergänzungen: Zum Stand der Pentateuchforschung (Erschienen in der ZAW 125 (2013): 2-24): "Hingegen ist der aktuelle Stand der Pentateuchforschung für Laien nur sehr schwierig und bedingt verständlich zu machen." (Römer 2013:3). 



Keine Frage, viele Erkenntnisse sind aus diesen Forschungen hervorgegangen, aber zurecht betont E. Zenger, dass der Graben zwischen wissenschaftlicher Arbeit der Theologischen Fakultäten und der Praxis überwunden werden muss. Denn das Auslegen der Biblischen Texte ist in andere Fachbereich der Theologie ausgewandert (Zenger 1982:355). Ohne weiter auf die Geschichte der Pentateuchforschung einzugehen, ihren Anfang, ihre Entwicklung, die verschiedenen Hypothesen (Urkunden-, Fragmenten- und Ergänzungshypothese) und unterschiedliche Ansätze in Bezug auf die Verteilung des Stoffen auf die Quellen darzustellen, soll vielmehr auf die heutige Herausforderung verwiesen sein. Thomas Römer schriebt: 
Es entsteht schnell der Eindruck eines wissenschaftlichen Chaos, in welchem unterschiedliche Prämissen, Methoden und literargeschichtliche Rekonstruktionen aufeinanderprallen, sodass die Frage nach einem neuen Konsens weiterhin negativ beantwortet werden muss.  RÖMER 2013:3
Es ist nicht verwunderlich, dass "kritische" Forscher die Theorie von J. Wellhausen verlassen und in Bezug auf die Textinterpretation völlig andere Wege gehen (Zenger 1982:254). Anstatt einen analytischen Ansatz anzuwenden ist in der Literaturwissenschaft mehr ein holistischer Ansatz zur Grundlage gemacht worden. J. Pedersen hat versucht darauf hinzuweisen, dass die hebräische Art und Weise "Geschichte zu Erzählen" ("Telling Stories") eine andere ist wie die unsere und deshalb in der Erforschung der Texte berücksichtigt werden muss. Mit R. Rendtorff, B. Childs, R. Alter und G. Fischer wurden seit den 70 `er Jahren der Fokus auf die vorliegende  Endgestalt gelegt. Der Text wie er uns vorliegt, wird als Ausgangspunkt der Textinterpretation gemacht (1938 hat G. von Rad darauf hingewiesen, dass bis dato die `Letztgestalt` nicht zum Ausgangspunkt gemacht wurde). Shimon Bar- Efrat hat auf die Besonderheiten von Erzählungen hingewiesen und dies in seinem philologisch-narratologischen Kommentar konsequent auf das Samuelbuch angewandt. Es gibt viele Beispiele von exegetischen Kommentaren, die auf dem literaturwissenschaftlichen Paradigma versuchen die Texte auszulegen und für die heutige Gegenwart anzuwenden. So versucht z.B. Utzschneider und Oswald in ihrem Kommentar zu Exodus 1-15 die Verbindung zwischen einer diachronen und synchronen Exegese herzustellen. G. Fischer und D. Markle gehen in ihrem Kommentar ebenfalls von dem Endtext aus. Zudem gibt es weitere Studien die sich mit dem Aufbau der Texte und ihrer Struktur auseinandersetzen. So sind konzentrische Strukturen (wie u.a. im Buch Ruth und Esther) ein wichtiger Hinweis auf die Intension des vorliegenden Buches. Anstatt also biblische Texte in kleinste Abschnitte zu zerteilen wird neuerdings wieder auf die vorliegende Gestalt verwiesen. Wenn wir ehrlich sind, hat die bisherige Erforschung des Pentateuchs keine wirklich zufrieden stellenden Antworten gefunden. Es scheint so als würde eine Theorie die andere jagen und mit immer wieder neuen Thesen versucht die Jagt aufrechtzuerhalten.

Ich denke, dass die Literaturwissenschaft (u.a. synchrone Lesart, philologisch-narratologische und kanonische Studien) ein wichtiger Schritt ist, um einen Ausweg aus dem wissenschaftlichen Chaos zu finden und um die Texte des Pentateuchs in Beziehung zur gegenwärtigen Realität zu setzen. 



Quellen (u.a.):

Zenger, Erich 1982. Auf der Suche nach einem Weg aus der Pentateuchkrise. In: Theologische Revue (78). Münster: Aschendorfsche.
Römer, Thomas 2013. Zwischen Urkunden, Fragmenten und Ergänzungen: Zum Stand der Pentateuchforschung. In: ZAW (125). 
Houtman, Cees 1994. Der Pentateuch: Die Geschichte seiner Erforschung neben einer Auswertung. Kampen: Pharos.
Pedersen, Johs. [1926] 1959. Israel: Its Life and Culture I-II. London: Oxford University. 
Pedersen, Johs. [1940] 1959. Israel: Its Life and Culture III-IV. London: Oxford University. 

Dienstag, 11. August 2015

Was können wir von der Befreiungstheologie lernen?


Im Gegensatz zu Synonymen wie "Erlösung", die von einer einseitigen spiritualistischen Auslegungsgeschichte belastet sind, ist der Begriff "Befreiung" heute eher dazu geeignet, die konkrete geschichtliche und gesellschaftliche Relevanz der biblischen Heilverheißungen zum Ausdruck zu bringen, ohne sie freilich auf rein innerweltliche Utopien einzuebnen.    KERN 2013:48f   

B. Kern weißt darauf hin, dass es im Ganzen nicht nur um eine intime Wirklichkeit, eine spirituelle Erlösung, geht. Die spirituelle Erlösung, die Vergebung der Sünden durch Jesus Christus und die neue Freiheit in der Wirklichkeit Gottes zu leben ist elementar im christlichen Glauben. Aber es währe fatal hier stehen zu bleiben. Einen cultus privatus prangerte J. Moltmann schon an und neuerdings G. Lohfink indem er kritisch den religiösen Individualismus in seinem Buch darstellt. Das Evangelium hat ebenso die Dimension konkrete Gestalt und Veränderung in unserer Gesellschaft zu bewirken, bzw. es geschieht durch die Mission Gottes. Die Frage ist, ob wir als Christen an diesem Geschehen teilhaben oder am Zeitgeist orientiert diese Kraft des Evangeliums nicht beachten.
Die Theologie der Befreiung (...) hat diese Dimension wiederentdeckt, weil sie sich von der Wirklichkeit berühren ließ.  KERN 2013:52
Die Theologie der Befreiung erwartet konkrete Veränderung im Hier und jetzt, besonders für die Unterdrückten und Armen. Nicht nur aus Mitleid, sondern aus der biblischen Überzeugung (vgl. Ex 2f; Neh 5,6; Jer 5,28; 22,16; Am 8,4)   heraus, dass Gott sich besonders den Armen annimmt und das imperiale System radikal kritisiert (diese Kritik kann in verbaler Form geschehen, sowie in der Gestalt der biblischen Texte und ihrer entsprechenden Erzählform (siehe u.a.  Shimon Bar-Efrat; Walter Brüggemann). Hier kommt aber noch eine wichtige Komponente hinzu. Es geht darum die Menschen zu verstehen, denn dies geschieht nach A. Pieris dadurch, wenn der Ort der Armen der bevorzugte Lernort ist (...)
(...) only the oppressed know and speak the language of liberation (...)      WROGEMANN 2013:292
Viele Ansichten von A. Pieris haben für mich deutliche Grenzen. Aber hier ist ein wichtiger Aspekt angesprochen. Weil das Evangelium auch unsere gesellschaftlichen Strukturen und Systeme kritisiert und verändern möchte, ist eine Solidarität mit den Armen mehr als nur Mitleid. Wer solidarisch für die Armen ist, ist herausgefordert seine Spiritualität und Lebenspraxis in diesem Horizont zu betrachten. Nicht nur das, sondern darüber hinaus bedeutet es als Christen das gegenwärtige System kritisch fragend zu betrachten und zugleich solidarisch mit den Armen und Benachteiligten ein Gegenmodell entgegenzustellen. In dem Sinne ist eine Solidarität mit den Armen mehr als nur Mitleid, sondern es ist Inkarnation.

Ich glaube, dass die Theologie der Befreiung wichtig Aspekte liefert die uns als christliche Gemeinden im wohlhabenden Europa helfen unsere Identität in unserem Kontext zu begreifen. Das hilft uns weiter zu verstehen, dass das was wir jetzt an Wohlstand noch erfahren nicht die Normalität ist. Zugleich kann die Befreiungstheologie in diesem Sinne, auch kein Wohlstandsevangelium befürworten, sondern fordert im Gegenteil die Solidarität mit den Armen und Benachteiligten. Alles andere ist das Produkt eines von der Moderne her geprägten Individualismus. Es gilt die Schere zwischen Arm und Reich zu beheben.



Quelle:

Kern, Bruno 2013. Theologie der Befreiung. Tübingen: A. Francke.

Wrogemann, Henning 2013. Missionstheologie der Gegenwart. Globale Entwicklungen, kontextuelle Profile und ökumenische Herausforderungen. Bd. 2. Gütersloh: Gütersloher.

Sonntag, 9. August 2015

Sich mit einer Willkommenskultur positionieren

Als Christen sollten wir eine Willkommenskultur in unserem Land, bzw. Europa, nicht nur gut heißen, sondern auch aktiv fördern. Das bedeutet, praktische Möglichkeiten zu bieten, wie Flüchtlingen das Gefühl des Willkommenseins erfahrbar zu machen und Chancen der Integration zu leisten. Integration auch durch berufliche Perspektiven ist ein Muss, wie ein Video des SWR zeigt:


Quelle: http://www.swr.de/landesschau-aktuell/bw/muellheim-arbeitssuche-als-fluechtling/-/id=1622/did=15956282/nid=1622/5gqw8x/index.html

Weil jedem Menschen die Gottes Ebenbildlichkeit zugesprochen wird, soll jeder Menschen auch als solcher behandelt werden (vgl. Zehnder 2005:292). Wie man den "Fremdling" im eigenen Land behandeln soll, zeigt schon Lev. 19:
Wenn ein Fremdling bei euch wohnt in eurem Lande, den sollt ihr nicht bedrücken. Er soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer unter euch, und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid auch Fremdlinge gewesen in Ägyptenland. Ich bin der HERR, euer Gott. (Lev. 19,33-36)
Ich bin mir nicht sicher, ob wir uns vorstellen können was eine biblische "Willkommenskultur" wirklich für uns bedeutet. Das biblische Bild über den Fremdling, Armen und Unterdrückten spiegelt jedoch viel von Gottes Puls wieder. In dem es mit dem Liebesgebot und die Erinnerung an die Knechtschaft in Ägypten geknüpft ist, ist damit auch die Dinglichkeit und Opferbereitschaft dem Leser (Volk Gottes) ins Bewusstsein gerufen.


Als Volk Gottes bedeutet das der Ungerechtigkeit ("gesellschaftlichen Übel", vgl. Wink 2014:111) entgegen zu wirken, - eine Alternative auszuüben. Eine wirkliche Alternative wird jedoch eine Opferbereitschaft erfordern. Den Nächsten zu lieben, bringt hier eine Dimension ins Spiel die weit darüber hinaus geht als nur das "Nötigste" (Sprache, Arbeit, Wohnen) zu tun. Fremdlinge sollen sich "heimisch" fühlen. Hier spürt man die eigentliche Dimension von "Integration", wenn sie in diesem Kontext auch in der Verbindung zur Goldene Regel (Lk 6,31) verstanden wird, sowie dass man als Volk Gottes selbst in einem Fremden Land gelebt hat. Denn mit dem Exodus hat Israels Freiheit begonnen (vgl. Wink 2014:64).
Ich glaube, dass es sich hierbei um ein biblisches Prinzip handelt, auch wenn wir selbst nie in Ägypten gelebt oder selbst als Flüchtlinge unterwegs waren (allerdings gibt es noch eine Generation unter uns, die das kennt). Doch in der kompromisslosen Auseinandersetzung mit diesem Thema, werden wir automatisch auch mit uns selbst und den damit verbundenen (auch geistlichen) Herausforderungen konfrontiert (vgl. Wink 2014:111f). Es wird sich zeigen, ob wir als christliche Gemeinschaft eine alternative Gesellschaft leben durch die die Menschen "Gottes Freiheit" erfahren oder ob unsere Ängste uns überwältigen und lähmen werden.

Wo und wie werden wir uns positionieren?




Zehnder, Markus 2005. Umgang mit Fremden in Israel und Assyrien. In: Beiträge zur Wissenschaft vom Alten und neuen Testament. Stuttgart: Kohlhammer.

Wink, Walter 2014. Verwandlung der Mächte: Eine Theologie der Gewaltfreiheit. Regensburg: Friedrich Pustet.