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Mittwoch, 23. Dezember 2015

Saltatio Mortis: Willkommen in der Weihnachtszeit

Passend zur Weihnachtszeit bin ich auf den Songtext von Saltatio Mortis "Willkommen in der Weihnachtszeit" gestoßen. Macht nachdenklich...

Der Sommer ist noch nicht zu ende, 
es ist so weit, ich raste aus, 
denn an jeder Straßenecke brüllt 
"Hohoho" ein Santa Claus. 
Der Supermarkt gleich um die Ecke 
wirbt mit Weihnachtsgesteck, 
Mit Christbaumkugeln und Lebkuchen, 
Nikoläusen und Gebäck. 
Der Weihnachtsmann trinkt Coca-Cola, 
in der Tat, man glaubt es kaum. 
Wir feiern heut' das Fest der Liebe 
munter unterm Sündenbaum.
Hohoho, ihr lieben Kinder, 
hohoho, es ist so weit. 
Vor uns liegt das Fest der Liebe, 
willkommen in der Weihnachtszeit.
An grüner Tanne hängt der Apfel 
wie dereinst im Paradies, 
eine rote runde Sünde, 
die nicht nur Genuss verhieß. 
Wie feiern Jul und Sonnenwende, 
die Geburt von Gottes Kind, 
doch wirklich wichtig, wissen alle, 
nur die Geschenke sind.
Hohoho, ihr lieben Kinder, 
hohoho, es ist so weit. 
Vor uns liegt das Fest der Liebe, 
willkommen in der Weihnachtszeit. 
Hohoho, ihr lieben Kinder, 
hohoho, es ist so weit. 
Draußen sind noch dreißig Grad, 
doch im Supermarkt ist Weihnachtszeit.
Lustig klingeln froh die Kassen 
und endlich sehe ich den Sinn: 
Weihnachten, das Fest der Liebe 
ist gut für den Gewinn.

Montag, 21. Dezember 2015

Maurice Halbwachs: Wenn wir neu ansetzen müssen! Erinnerung und gegenwärtiges Bewusstsein - Eine Herausforderung für das Christentum!

Maurice Halbwachs (französischer Soziologe und Philosoph) beschreibt in seinem Buch Das Gedächtnis und seine sozialen Bedingungen die Bedeutung des Gedächtnis in Bezug auf die Entwicklung einer Gruppe oder Gesellschaft. In einem besonderen Kapitel geht er auch auf Das Kollektivgedächtnis der religiösen Gruppen ein.
Maurice Halbwachs weist berechtigter Weise darauf hin, dass das Bewusstsein der Gegenwart den ersten Christen näher war, als die Erinnerung an die Vergangenheit. Dies war vermutlich auch der Grund, warum sie die damalige Gegenwart in Verbindung mit dem Evangelium zu bringen vermochten, denn "(...) das christliche Gedächtnis fand um sich herum, selbst außerhalb der religiösen Gruppen, eine Menge von Gegenständen, die unaufhörlich seine Erinnerungen wachrief und belebte." (Halbwachs 1985:264). Das darauf folgende und heutige Christentum, ist überwiegend erinnerungsbezogen was in einer Post-christlichen Gesellschaft mehr und mehr zu einem Problem wird. Wie wollen wir die Menschen an was erinnern, wenn ihnen dieses christliche Gedächtnis abhanden gekommen ist, bzw. befremdend erscheint, weil ihnen der Bezugsrahmen fehlt?
Die ersten Christen lebten noch sehr nah an den jüngsten Ereignissen der damaligen Zeit. Alles war sehr frisch und man erwartete, dass Christus bald wieder kommt. Das Evangelium hatte direkt etwas mit ihrem natürlichem Umfeld zu tun, aus denen sie alle kamen. Sie verstanden sich als die eklessia, Gottes Volk und Nachfolger Jesu. Sie waren in dieser Welt, aber nicht von dieser Welt - lebten aber mit dieser Welt und verstanden sich als Teil dieser Welt und lebten ihre Sendung nach dem Vorbild ihres Gründers in räumlich voneinander getrennten Gemeinschaften. Diese (...)
(...) wundern sich nicht, beunruhigen sich nicht und regen sich nicht drüber auf, daß die Glaubensgehalte von der einen zur anderen Gemeinschaft nicht übereinstimmen und daß der Glaube von heute nicht genau der gleiche wie der von gestern ist. Sie haben genug damit zu tun, die Ungläubigen zu bekehren, und sie suchen viel eher ihren Glauben zu propagieren, als sich mit den anderen christlichen Gemeinschaften ins Einvernehmen zu setzen. Aber verhält es sich nicht ebenso mit dem kollektiven Denken, wenn es mehr auf das Leben als auf die Erinnerung bedacht ist? Wir sind so sehr an die gegenwärtigen Formen der Liturgie und des Dogmas, der Hierarchie und der Kirchenzucht gewöhnt, daß wir einige Mühe haben zu verstehen, wie sehr die christliche Kirche, die sich jetzt so klar von der säkulären Gesellschaft unterscheidet, damals in sie verwoben war, oder vielmehr, wie wenig sie noch von ihr getrennt war, wie viele Vorstellungen von der einen zur anderen umliefen und wie wenig Strenge und Formalismus man in der Praxis der Religion und der verschiedenen Kirchenfunktionen anwandte (...) das Privatleben der Alten war völlig von Religion durchdrungen.  HALBWACHS 1985:263f
Als Gemeinschaften müssen wir diesen in den Anfängen dominierenden "Drive" wiederentdecken und lernen in einer veränderten Gesellschaft zu leben, die Ereignisse unserer Zeit in Verbindung zu setzen mit dem Evangelium und die Mission Gottes dahinter erkennen. Wir müssen Lernende werden und die Offenheit haben die Hände aufzutun, anstatt uns an der Vergangenheit zu klammern und die Erinnerung an Dogmen und Liturgien in unserer Gesellschaft vorauszusetzen.
Licht-Kontrast
Gemeinden müssen inkarnatorischer werden. Das bedeutet nicht nur, sich als Gemeinde nach außen zu bewegen und das Leben mit den Menschen zu teilen und Kirche genau dort zu bauen. Es bedeutet darüber hinaus, und dies ist ein wesentlicher Aspekt des Ganzen, das kulturelle "Spiel" zu kennen und sich darin einzubringen und inkorporierend Teil dessen zu sein was da ist, ohne seine eigene Identität zu verkennen, denn diese beiden Dinge schließen sich nicht unbedingt aus. Die christliche Identität ist eine enorm heilsame und verändernde Kraft in mitten der Gesellschaft und deshalb unabdingbar für das menschliche Zusammenleben. Sie ist damals wie heute eine Kontrastkultur zu der um uns herum dominierenden Kultur (vgl. Halbwachs 1985:267). Wir müssen lernen als Teil dieser Kultur "mitzuspielen", uns einzubringen und mitzugestalten. Wir müssen lernen als solche Mitspieler unser Profil zu kennen und zu leben, um auf diese Weise ein Segen für unsere Stadt zu sein (Jer 29). Wir müssen einfach lernen in einer veränderten Zeit, verändert zu leben ohne gleich Mauern zu ziehen, anstatt Kontroversen auszuhalten. Wir müssen lernen neu dialogfähig zu sein ohne am Ende mit einem klaren Ergebnis da zu stehen. Wir müssen lernen zu warten, offene Dialoge aushalten, Unterschiede ertragen und in all diesen Dingen die souveräne Mission Gottes und seine Herrschaft erkennen. Ich wünsche mir, dass wir als Gemeinschaften, in all unserer Unterschiedlichkeit, darauf bedacht sind der Mission Gottes zu folgen, so dass wir genug damit zu tun haben...die Herrschaft Jesu unter den Menschen anzukündigen und eine alternative vorzuleben, an die man sich auch in Zukunft gerne erinnert!


 Halbwachs, Maurice 1985. Das Gedächtnis und seine sozialen Bedingungen. Berlin: suhrkamp

Mittwoch, 16. Dezember 2015

Von Gott reden, aber wie?

In der letzten Zeit beschäftige ich mich mit der Thematik was es bedeutet von Gott zu reden. Bei diesem Thema gehen die Meinungen weit auseinander. Auf der einen Seite kenne ich die Ausprägung das Wort "unverfälscht" zu verkündigen, wobei ich mich immer fragte was "unverfälscht" heißt. Wovon geht man hier aus, und was soll genau "unverfälscht" wiedergegeben werden? Der Inhalt? Die Sprache? Die Sprache Luthers? In meinen bisherigen Erfahrungen habe ich festgestellt, dass dies oft sehr subjektiv gesehen und beurteilt wird. Wenn der Name Jesus oder andere typische Wendungen für Sühne und Vergebung nicht genannt wurde, hat man damit das Evangelium schon verfälscht? Hat man das Evangelium verfälscht, wenn man danach strebt neue verbale und nonverbale Ausdrucksweisen zu finden, damit der Inhalt dem Menschen wieder zugänglich wird? Welcher Inhalt? Werte? Kreuz? Mir ist klar, dass ich hier ein Fass aufmache und man über jede einzelnen Gedanken oder Begriffe ganze Aufsätze schreiben könnte. Dennoch scheint mir das Thema sehr brisant zu sein in den uns umgebenden gesellschaftlichen und politischen Umbrüchen. Denn ich glaube, dass der christliche Glaube die entscheidende Instanz für Orientierung und Veränderung ist. Daher ist es um so wichtiger, dass wir sprachfähig werden den Glauben im Hier und Jetzt zu kommunizieren. Dies ist zunehmend schwieriger, weil das Zielpublikum überwiegend keine Verbindung hat zu dem was wir denken, glauben und natürlich reden. Oft stelle ich fest, dass es als eine Selbstverständlichkeit angesehen wird, dass unsere Adressaten doch eigentlich MEHR verstehen sollten. Auch wenn wir das aktiv nicht so denken spricht die Art und Weise unserer Kommunikation genau diese Sprache. Von dem Hörer wird verlangt etwas Unbekanntes zu ergreifen und zu umarmen.


Es ist daher auch wichtig, dass es nicht um das bloße Vermitteln von Worten und Sprache geht, die wie in einem Lehrraum kognitiv erfasst und nachgearbeitet werden können/sollen. Die reine sprachliche Kommunikation mit der damit verbundenen Erwartung eines Verständnisses seitens der Zuhörer ist Vergangenheit. Wir leben in einer Welt in der die Menschen vergessen haben, dass sie Gott vergessen haben und wir müssen neu lernen die Menschen mit unserem Anliegen in Berührung zu bringen. Wir brauchen Kreativität. Neue Formen, Ästhetik, Kunst und Poesie. Jeweils mit dem Bewusstsein und dem Ziel, die Menschen ein Stück näher zu bringen zu Christus.
Damit ist das Ziel definiert. Es geht nicht darum, die biblische Botschaft rein sprachlich zu kommunizieren, sondern darum, sie zu kontextualisieren, damit sie dem Menschen hilft sich auf Christus zuzubewegen und ihm näher zu kommen und um die Völker zu Jünger zu machen (Mt 28).
Kontext ist alles und ich wünsche mir, dass wir wie Jesus danach bestrebt sind dem Kontext entsprechend sprachfähig zu werden, durch Sensibilität, Kenntnis der entsprechenden Kultur und mit Kreativität. Nur so sind Wir und Das was wir zu sagen haben für die Menschen relevant.